Der Mai ist gekommen – Die Glosse der Woche

Der Mai ist gekommen …

in der Nacht vom 30. April auf den 1.Mai, der geheimnisumwitterten Walpurgisnacht, treiben bekanntlich die Hexen alljährlich ihr Unwesen, so auch in diesem Jahr. Der Mystik zugewandte Zeitgenossen berichten, etliche Hexen seien in der kühlen und regnerischen Nacht des 30. April d.J. mehreren Tümpeln im Hagenschieß entstiegen und auf ihren Besen gen Wimsheim geritten, wo sie sich im Breitloh, ungefähr an der Stelle ihres zukünftigen Wirkens – Stichwort „Hexenküche“ – versammelt hätten. Unter lautem Hohngelächter seien sie kurz darauf in kleinen Gruppen zu den Einfallstraßen geflogen, um dort die Ortsschilder zu verhexen.

Als am frühen Morgen des Maitags Autofahrer die Ortseinfahrten passierten, prangten statt des gewohnten Ortsnamens Aufschriften wie „ Heuchelgipfel“, „Professordorf“, „Wichtigtuer“, „BI-Hausen“und „Hetzhausen“ auf den Ortstafeln, alle in großen, schwarzen Lettern auf gelbem Grund. Früher hätten die Hexen die vorhandenen Schilder mit grobem Pinsel übermalt, heute bedienen sie sich professioneller Großdrucktechnik mit Lamination zum Schutz gegen die Witterung. Nicht nur das. Moderne Hexen müssen nicht mehr auf ihren Besen zu den Zeitungsredaktionen reiten, sondern sie verfügen offenbar über Smartphones, mit denen sie ihr Wirken im Bild festhalten und in Windeseile auf die Mailboxen interessierter Presseorgane übertragen können. Jedenfalls vermochte PZ-News bereits am 1. Mai eine ganze Bilderserie über die neuen Wimsheimer Ortsschilder ins Internet zu stellen.

Wer noch an den Weihnachtsmann glaubt, mag den Hexensabbat am 30. April lebhaft vor dem geistigen Auge haben und sich mit der vorstehenden Schilderung begnügen. Der realen Welt Näherstehende dürften sich allerdings fragen, wer sich tatsächlich in jener feuchten Nacht – wohlausgestattet mit vorbereiteten Drucktafeln – so großer Mühe unterzogen hat, alle Ortsschilder zu überkleben, diese bei Tageslicht zu photographieren und an die PZ-Redaktion zu senden. Haben wir es hier mit einer konzertierten Aktion Gleichgesinnter, Mitwisser oder Akteure, aus dem Lager der BI-Gegner zu tun? Und was versprachen sich diese von ihrem Tun? Eine weitere, kräftige Schippe aus dem Grab des Ortsfriedens zu nehmen? Die PZ hat es treffend übertitelt: „Wimsheim will nicht mehr Wimsheim heißen.“

Nennt Herr Weisbrich sich also zukünftig Bürgermeister der Gemeinde „Heuchelgipfel“, und ist Herr Kurz ab sofort Vorstand des MGV „Hetzhausen“? Oder liest man als Ortsangabe im Briefkopf der Unternehmen altatec und C. Hafner künftig „BI-Hausen“? Es braucht nicht allzu viel Phantasie, um zu erkennen, dass die ganze Aktion ihrer Mühe nicht wert und – im besten Fall – ein formidables Eigentor der Akteure zulasten der Gemeinde Wimsheim war. Ein bisschen mehr Pfiffigkeit wäre der Aktion gut angestanden – und den Urhebern gewiß auch. Dass diese schließlich sogar die Nachbargemeinde Mönsheim verballhornt und namentlich deren verdientes Gemeinderatsmitglied mit der Aufschrift „Oberkuhnlehausen“ beleidigt haben, ist eigentlich unverzeihlich und verlangt wenigstens eine unmissverständliche, öffentliche Stellungnahme seitens des hiesigen Gemeinderats, besser noch eine öffentliche Zurechtweisung der Urheber durch das höchste Gremium der Gemeinde und durch den Bürgermeister als untere Ordnungsbehörde.

 

                                                                                       – serenus –