Umweltfrevel in Wimsheim – seltene Orchideen vernichtet!

Wir hatten uns doch so gefreut auf die schon im Mai erwartete Blüte des „gefleckten Knabenkrauts“! Und nun, im Juni, standen endlich viele der kostbaren Wildorchideen in schönster Blüte. Die gemeindeeigene Wiese am nordwestlichen Saum des Hegeloh-Walds , just gegenüber dem Speicher der Bodensee-Wasser­versorgung, war übersät mit kerzenartig aufgerichteten, zartrosa blühenden Blütentrauben. Die ganze Pracht war vom unmittelbar vorbeiführenden Sträßchen zum Distrikt „Mähder“ wunderbar einzusehen, und jeder, der zum nahen Waldparkplatz unterwegs war, konnte die schönen Orchideen bewundern.

 

Die Bürgerinitiative Wimsheim wurde ausgebootet!

 

Im September 2014 hatten etliche BI-Mitglieder unter Anleitung eines Experten des BUND ihre Sensen, Re­chen und Gabeln geschwungen, um die Wiese nach erfolgter Aussamung der verblühten Alt-Orchideen zu mähen und abzuräumen. (Siehe Beitrag vom September 2014: Buergerinitiative führt Orchideenpflege im Hegeloh durch. )
Diese alljährlich zu leistende Pflege ist notwendig, damit die Fläche nicht verbuscht und die Orchideen am weiteren Wachstum hindert. Im Bewusstsein, damit etwas Nützliches für unsere Natur zu tun und den streng geschützten Blumen auch in Wimsheim eine dauerhafte Existenzmöglichkeit zu schaf­fen, hatte die Bürgerinitiative Wimsheim e.V. der Gemeinde angeboten, die Pflegearbeiten auch in den fol­genden Jahren zu leisten, was jedoch vom Bürgermeister an eine Reihe höchst zweifelhafter Bedingungen geknüpft wurde. Die Mitglieder der BI sollten sich offensichtlich nicht als Naturfreunde mit dem Segen des Rathauses betätigen dürfen. Die weitere Pflege ist bis heute nicht eindeutig geklärt.

 

Wie groß aber war unser Entsetzen, als wir jetzt vor der vermeintlich prachtvollen Orchideenwiese standen:  Verschwunden alle Blüten und Gräser, der Sense oder der Mähmaschine zum Opfer gefallen! „Unsere“ schöne Wiese war im Zuge der Mahd der Wegeränder augenscheinlich gleich mit „erledigt“ worden. Wenige zarte Orchideen unmittelbar am Waldrand hatten den Angriff des Mähwerks überlebt, die Masse aber war vernichtet worden. Statt bunter Blüten und wogender Gräser nur mehr ein stumpfer, lebloser Rasenteppich!

 

Wie konnte das geschehen, wer ist für diesen Frevel verantwortlich?

 

Die Wiese, die Teil des Walddistrikts Hegeloh ist, steht im Eigentum der Gemeinde Wimsheim und wird in de­ren Auftrag vom zuständigen Forstamt des Landes Baden-Württemberg in Wiernsheim verwaltet und bewirt­schaftet. Die Forstleute aber wissen seit Jahren um den einzigartigen Wert dieser Wiese, dulden und fördern die Pflege dieser und anderer Juwelen im gesamten Heckengäu durch ehrenamtliche Helfer und Mitglieder der Umwelt- und Naturschutzvereine. Auch Revierförster Rolf Müller wusste über die Wiese im Hegeloh Be­scheid und hat die Pflege durch Mitglieder des BUND unterstützt und anerkannt. Er hätte diesen „Kahl­schlag“ keinesfalls zugelassen und dürfte darüber ebenso entsetzt sein wie alle Naturfreunde.

 

Hat der Bürgermeister als Geschäftsführer des Zweckverbandes den Bauhof nicht im Griff?

 

Wer aber trägt dann die Verantwortung für das Geschehene? Wohl kaum der Maschinenführer, dem man die „Säuberung“ der Wegränder aufgetragen hat. Vermutlich war ihm gar nicht bewusst, was er anrichtete. Ihn kann man am allerwenigsten dafür tadeln, dass er seine Arbeit gemacht hat. Aber gab es keinen Vorgesetz­ten, der ihn angeleitet hätte, ihm Hinweise gab, was und wo er mähen durfte und wo nicht? Hat man ihm nicht eingeschärft, dass die Wiese nicht zum Wegesrand gehört, sondern Teil des Waldes ist? Wurde der Ma­schinist durch bloßen Zuruf verständigt, hat bei womöglich laufendem Motor überhört, dass die Wiese unter Schutz steht? Unter Würdigung des hohen Schutzgrades, den die seltenen Orchideen genießen, ist das kaum vorstellbar. Es wäre ein Leichtes gewesen, die Wiese mit einem Hinweisschild oder durch das Aufspannen ei­nes einfachen, rot-weiß gestreiften Folienbands so zu kennzeichnen, dass der Maschinenführer der Wiese ferngeblieben wäre. Fest steht, dass weder das eine noch das andere getan worden ist. Jetzt ist das „Kind in den Brunnen gefallen“, und niemand will daran schuld sein.

 

Freilich: Wie man hört, hatte der „Interkommunale Bauhof“ die Hände im Spiel, als Ausführender oder als Auftraggeber etwa an einen Subunternehmer. Der Geschäftsführer und Chef dieser neuen Einrichtung ist jedoch der Wimsheimer Bürgermeister.

 

 

Versäumnisse über Versäumnisse

 

Oder gibt es da noch eine andere Möglichkeit, die wegen ihrer Ungeheuerlichkeit Keiner erwägen mag? Wir wollen diesen Gedanken hier nicht weiter verfolgen, sondern bleiben dabei, dass ein Missverständnis, Vergesslichkeit oder ein Motorengeräusch zur Vernichtung der Orchideen geführt hat. Vielleicht lernen die Verantwortlichen daraus für solche und vergleichbare Fälle in der Zukunft? Dann wären die zauberhaften Blümchen im Hegeloh wenigstens nicht umsonst „gefallen“.

 

Sicher wird uns Herr Weisbrich in Kürze aufklären, was sich im Hegeloh zugetragen hat – in doppelter Eigenschaft: Als Verwaltungschef der Eigentümerin und als Geschäftsführer des Bauhofs. Wir dürfen gespannt sein und werden sicherlich bald mehr wissen.

 

Die ökologische Reinigung der Fläche erfolgte zwischenzeitlich von privater Seite.

 

Nachtrag:
Auf der Gemeinderatssitzung vom 23.6. hat der Bürgermeister gesagt,
dass er sich inzwischen bei den Mitgliedern des BUND entschuldigt habe.

 

So schön blühte die Wiese noch vor wenigen Tagen:

 

 

 

So sah die Wiese am 17.6.2015 aus: