Ein Jahr….

Erneut neigt sich ein Jahr zu Ende. Vielleicht eines der traurigsten in der Geschichte Wimsheims.

 

Ein Jahr ist es nun her, seit der Aufstellungsbeschluss für das Bebauungsplanverfahren Breitloh West II gefasst wurde, mit dem der Firma C. Hafner der Weg für eine Ansiedlung in Wimsheim geebnet werden sollte.

 

Zeitgleich hat sich vor ca. einem Jahr  eine Handvoll Menschen zusammen gefunden, um diesem Ansinnen von Bürgermeister und Gemeinderat kritisch zu begegnen. Erstmals wurde vor einem Jahr eine Bürgerinitiative in der Geschichte unserer Gemeinde gegründet und vor einer Gemeinderatssitzung demonstriert. Demonstrationen, die nun fortan seit einem Jahr  friedlich jede Gemeinderatssitzung begleiten und die unsere Gemeindeorgane längst nicht mehr zu beeindrucken scheinen.

 

Vor einem Jahr wurde Bürgermeister Weisbrich in besagter Gemeinderatssitzung von einer besorgten Bürgerin darauf aufmerksam gemacht, dass die geplante C. Hafner-Ansiedlung zu einer Spaltung innerhalb der Bürgerschaft führen würde. Worten, denen Herr Weisbrich vor einem Jahr wenig Bedeutung und Glauben schenkte. Seine Auffassung, die gute Kinderstube würde die Bürger dazu befähigen, mit dieser Situation sachlich umzugehen, erwies sich als fataler Irrtum.

 

Über 800 besorgte Bürgerinnen und Bürger, die den Mut hatten und sich namentlich gegen die Ansiedlung der Firma C. Hafner ausgesprochen haben, werden nun seit einem Jahr von Bürgermeister und Gemeinderäten konsequent ignoriert. Zahlreiche Mitglieder der Bürgerinitiative Wimsheim und weiterer Personen, die seit einem Jahr mit großen persönlichen Einsatz die Bürgerschaft sachlich über kritische Punkte informieren, werden als „Störenfriede“ und „Lügner“ bezeichnet sowie der Panikmache und Manipulation bezichtigt. Sie waren eben nicht vorgesehen im Machtspiel der Gemeindeorgane.

 

Vor einem Jahr wurde den Bürgerinnen und Bürger suggeriert, dass sie an dieser weit-reichenden Entscheidung mit beteiligt werden. Nur hat man ihnen verschwiegen, dass die Beteiligung nur gerade soweit geht, wie dies die gesetzlichen Vorgaben des Bebauungsplanverfahren vorsehen. Runde Tische waren von Beginn an nur dazu gedacht, die „Störenfriede“ ruhig zu stellen und einseitig mit Informationen über die Unbedenklichkeit des Vorhabens einzulullen. Eine ergebnisoffene Diskussion war zu keiner Zeit erwünscht und vorgesehen. Ehrliches Interesse an kritischen Argumenten suchten wir vergeblich. Die sichtlich genervte und desinteressierte Körperhaltung eines Gemeinderatsmitgliedes in einer dieser Sitzungen unterstrich diese Haltung mehr als deutlich.

 

Seit einem Jahr verfolgen wir nun die Gemeinderatssitzungen mit. Ja, wir haben erlebt, dass sich unsere Gemeinderäte durchaus kritisch mit Fußwegen, Straßenlaternen und dem Mikroklima eines Stellplatzes auseinandergesetzt haben – aber zu keiner Zeit mit der C. Hafner-Ansiedlung. Wann immer sie kontrovers über ein Vorhaben dieser Größenordnung diskutiert haben – in einer öffentlichen Gemeinderatssitzung war es jedenfalls nicht. Stattdessen wurden dort bestenfalls vorformulierte Fragen von einem Zettel abgelesen, die zumindest den Anschein einer kritischen Auseinandersetzung erwecken sollten. Für wie blöd hält man uns Bürger eigentlich?

 

Ein Jahr ist es nun her, dass Bürgermeister und Gemeinderäte begonnen haben, im Interesse einer einzelnen Firma gegen einen Großteil der Bürgerschaft zu regieren. Zahlreiche Gutachten, die die Unbedenklichkeit des Vorhabens bestätigen sollten, wurden in Auftrag gegeben, in der Hoffnung, dass diese die über 800 kritischen Bürger auf wundersame Weise umstimmen könnten. Ehrliche Ansinnen für einen Bürgerentscheid werden mit Hilfe eines Rechtsprofessors niedergebügelt, der sich zum Dauergast auf den Wimsheimer Gemeinderatssitzungen entwickelt. Dafür hat die angeblich so klamme Gemeinde plötzlich Geld!

 

Bereits ein Jahr lang wird nun in Wimsheim die Demokratie mit Füßen getreten. Gesetzliche Bestimmungen werden so zurecht gebogen, dass sie scheinbar keinerlei demokratische Spielräume zulassen. Der immer lauter werdende Ruf der Bürgerinnen und Bürger wird geflissentlich überhört. Es fehlt sowohl dem Bürgermeister als auch den Gemeinderäten der Mut, sich einer Bürgerbefragung – in welcher Form auch immer – zu stellen. Viel zu groß ist die Angst, dass die Mehrheit die sorgfältig geplante C.Hafner-Ansiedlung doch nicht möchte. Dann nämlich hätten unsere Gemeindeorgane jegliche – zumindest moralische – Legitimation für die Weiterverfolgung ihrer Ansiedlungspläne verloren. Da möchte sich unsere Dorfregierung lieber weiterhin der Illusion hingeben, die Mehrheit hinter sich zu haben.

 

Und C. Hafner? Vor rund einem Jahr betonte das Unternehmen auf der öffentlichen Veranstaltung in der Hagenschießhalle, sich nur dort ansiedeln zu wollen, wo es auch willkommen sei. Momentan wird diese Illusion nur durch einen Gemeinderat gestützt, der selbst jeglichen Rückhalt in seiner Gemeinde verloren hat. Seit einem Jahr findet sich das Unternehmen regelmäßig in den Schlagzeilen – vermutlich nicht immer in gewollter Form. Um diesen Imageschaden wieder gut zu machen bedarf es – neben teuren Werbekampagnen – sicherlich mehr als ein Jahr.

 

Es hat lediglich ein Jahr gedauert, um durch die Sturheit und Uneinsichtigkeit von Bürgermeister, Gemeinderäten und der Hafner-Führung einen tiefen Graben durch Wimsheim zu ziehen. Eine Gemeinde, die sich bis dahin für ihre intakte Dorfgemeinschaft, ihr ausgeprägtes Vereinsleben und ihr harmonisches Miteinander auszeichnete. Und es wird sicherlich mehr als ein Jahr dauern, bis Vereine, Nachbarn und Familien wieder zu einem unbeschwerten Umgang miteinander zurückfinden.

 

Egal wie viele scheinbare Siege die Gemeindeoberen (oder C. Hafner) vor Gericht noch erwirken, sie werden – neben der Bevölkerung Wimsheims – trotzdem die Verlierer sein. Wer sich auf diese Weise über den Willen so vieler Bürger hinwegsetzen will, hat jegliche Glaubwürdigkeit verspielt. Ob sich C. Hafner jemals in Wimsheim nieder lässt und wie viele unserer Gemeindeorgane wir in einem Jahr noch auf ihren Stühlen sehen – wir werden es sehen.