Was macht Hafner eigentlich?

Dieser gelb scheinende Rauch wurde am 11.7.13 gegen 9:00 Uhr bei C.Hafner in Pforzheim beobachtet.

Am 11.7.2013, gegen 9 Uhr, wurde am Betriebsgebäude der Fa. C. Hafner in der Esslinger Straße in Pforzheim kurzzeitig eine gelb scheinende Rauchfahne beobachtet, die aus einem der Schornsteine aufstieg. Ein aufmerksamer, uns bekannter Beobachter hat die Szene im Video dokumentiert. Aus datenschutzrechtlichen Gründen wird das folgende Video nur ausschnittweise wiedergegeben; der BI liegt jedoch das Gesamtvideo mit der Spezifizierung des Aufnahmegeräts vor.

 

Es wird festgestellt, daß an der Videoaufzeichnung keinerlei Manipulationen, etwa durch Farb­änderungen o.ä., vorgenommen worden sind.

Lesen Sie hierzu den letzten Abschnitt in dem Artikel der Leonberger Kreiszeitung vom 17.8.2013

in dem Herr Philipp Reisert erklärt:

„Dort kommt heute aber auch kein gelber Rauch mehr raus“
 

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In einem offz. Schreiben an die Leitung der BI stellt C. Hafner zu dem Video fest: „ Zur freiwilligen, überobligatorischen Eigenkontrolle haben wir selbst Anlagen installiert, die permanent Aufnahmen des Kaminausgangs und anderer Einrichtungen machen. Darüber hinaus werden sämtliche Messwerte des kompletten Scheide- und Verbrennungsvorgangs kontinuierlich protokolliert.“ Und weiter: „Gemeinsam mit dem Regierungspräsidium wurden unsere Videoaufnahmen und Messprotokolle analysiert und es wurde festgestellt, daß zu diesem Zeitpunkt keine gelbe Rauchfahne aus unserem Schornstein sichtbar war.

 

 

Wir haben Ferienzeit, und die Zeitungen nützen die spürbar geringere Häufung berichtenswerter Ereignisse, um sich liegengebliebener Themen anzunehmen. So geschehen in der Wochenendausgabe der Leonberger Kreiszeitung (LKZ) vom 17.8.2013, frei nach der bekannten Fragestellung einer großen deutschen Illustrier­ten: „Was macht eigentlich Hafner?“ Endlich erfahren wir, was hinter den Mauern des Pforzheimer Traditions­unternehmens vor sich geht. Edelmetallrecycling, auf Deutsch also die Wiedergewinnung von Edelmetallen aus angelieferten Abfallresten, das ist eine der selbstgestellten Aufgaben der Firma, wie sich das ja aus der Tätigkeitsbezeichnung „Gold- und Silberscheideanstalt“ unschwer ablesen läßt. Das war und ist eine sinnvolle Sache, denn die edlen Metalle sind zu wertvoll, um sie auf den Müll zu werfen. Und natürlich läßt sich damit gutes Geld verdienen. So weit, so gut. Kein vernünftiger Mensch kann hiergegen etwas einwenden, zumal wenn man weiß, daß Gold, Platin, Palladium und sogar Silber nicht in übermäßig großen Mengen in der Erd­rinde vorkommen.

 

Doch wie geht das: Rückgewinnung aus industriellem Abfall, dem sog. Gekrätz ? Die Trennung des unspezifi­schen Stoffgemischs, dessen Zusammensetzung i.a. unbekannt ist, beginnt wie in einer Müllverbrennungsan­lage, nur in kleinerem Maßstab. Die brennbaren Teile werden in einem speziellen Ofen verbrannt. Wir erin­nern uns: Verbrennung ist ein chemischer Prozeß, bei dem brennbare Stoffe mit Sauerstoff unter Wärmeab­gabe reagieren. Es entstehen neue Stoffe in fester, flüssiger und gasförmiger Form, die ursprünglich nicht vorhanden waren. Einige sind harmlos, z.B. Wasserdampf, wie er beim Kochen anfällt. Andere sind gesund­heitsschädlich oder schaden der Umwelt, wie z.B. Schwefel- und Stickstoffoxide. In geringen Mengen kön­nen, abhängig vom Verlauf der mehrstufigen Verbrennungsprozesse, gefährliche Gifte wie Dioxine oder Fura­ne entstehen, die als Sevesogifte bekannt geworden sind. In den anfallenden Feststoffen, der Asche oder Schlacke, finden sich eingebrachte Metalle, darunter die erwünschten Edelmetalle, aber auch im Gekrätz vor­handene Schwermetalle, zu denen u.a. Arsen, Chrom, Cadmium, Blei und Quecksilber gehören. Diese sind unerwünscht und sollten nicht in die Umwelt gelangen. Die Verbrennung selbst verläuft unter stetiger Zufuhr von Verbrennungsluft (ca. 80 % Stickstoff und 20 % Sauerstoff) und gleichfalls stetiger Abfuhr von Rauch­gasen durch den Schornstein. Trotz Filterung und Auswaschung gelangen neben den gasförmigen Stoffen auch Stäube und Tröpfchen durch den Schornstein ins Freie: Die Emissionen. Dies geschieht wohlgemerkt im gewöhnlichen Betrieb, laut LKZ neun Stunden lang je Füllung. Das ist die thermische Behandlung, von der im Zeitungsbericht die Rede ist. Über’s Jahr kommt da schon einiges zusammen, wie sich denken läßt. Die ent­standene Asche wird durch Mahlen homogenisiert, das enthaltene Edelmetall in weiteren, chemischen Verar­beitungsschritten gewonnen. Technologisch uninteressante Aschereste sowie kontaminierte Filtermatten und -schüttungen werden durch ein Partnerunternehmen als Sondermüll „entsorgt“, d.h. in einem stillge­legten Bergwerksstollen deponiert. So gelangen täglich immerhin rund 400 kg Edelmetall zurück in den Stoff­kreis­lauf. Andere edelmetallhaltige Reststoffe wie etwa angelieferte Metallmischungen (Scheidgut) oder cyanidi­sche (Cyanide = Salze der hochgiftigen Blausäure!) Bäder aus Galvanikprozessen, werden in speziel­len Ver­fahren aufgearbeitet, teilweise unter Zuhilfenahme von Königswasser, einem konzentrierten Säure­gemisch.

 

Der verantwortliche Chemiker im Hause Hafner räumt ein, daß die eingesetzten Stoffe keineswegs harmlos sind. Er verweist indessen auf die verwendete Reinigungs- und Rückhaltetechnik, die auf dem „neuesten Stand“ sei. Auch der Umstand, daß Hafner der sog. Störfallverordnung unterliegt, bereitet angesichts der „Warnsysteme und Sicherheitsvorkehrungen“ keine Sorgen. Stutzig macht aber, daß „die Feuerwehr höchs­tens dreimal im Jahr vorbeikommt“. Bevor der Besucher nachdenklich wird, kommt der beruhigende Nach­satz: „Zum Löschen mußte sie noch nie anrücken.“ Reine Vorsichtsmaßnahmen, oder doch Alarmfälle?

 

Den neugierigen Leser überrascht der Umstand, daß kein einziges Wort über die Wahrscheinlichkeit von Stör­fällen aufkommt. Gerade darüber liest man doch immer wieder in den Berichten der Pforzheimer Feuer­wehr. Ihre Einsatzberichte künden von Säureunfällen, dem Austritt giftiger Gase und sogar von Bränden. Kürzlich wurden gelbe Rauchfahnen über den Schornsteinen von Hafner filmisch dokumentiert. Anlaß für Hafner, die Ursache zu erklären? Pustekuchen! Die hat bestimmt die böse BIW elektronisch eingefärbt.

 

Ganz nebenbei erfährt man von Schornsteinen als markanten Attributen ansonsten unspektakulärer Gebäu­deteile. Ach ja, das sind ja die Teile, die bei der Präsentation der Hafner’schen Ansichtsmodelle im November 2012 vergessen wurden. Im Breitloh, so erfuhr man kürzlich aus gutachterlichem Munde, würden die Schorn­steinhöhen wohl mehr als 30 m betragen. So hoch? Das erfordern die geplanten Gebäudehö­hen und der nahe Wall an der A8, aber halt auch die erwarteten Emissionen. Ach so. Falls über den Zweck von Schornsteinen Unklarheiten bestehen sollten: Sie dienen nicht der Fortleitung betrieblicher Abluft, wie uns dies ein Mitglied des Wimsheimer Rats wissend, aber gleichwohl unzutreffend, beizubringen ver­suchte, sondern allein der Verteilung unvermeidlicher Emissionen in höhere Luftsphären und damit in die weitere Umgebung des Entstehungsortes. Ihre Höhe und ihr lichter Querschnitt sind wesentlich durch den Abgas­strom und dessen stoffliche Zusammensetzung bestimmt, wie die Auslegungsvorschrift des TÜV besagt.

 

Für Dr. Reisert, Gesellschafter und Geschäftsführer des Unternehmens, resultieren die offenbaren Ängste vie­ler Wimsheimer aus der „Panikmache“ einiger Weniger. Er hat wohl noch immer nicht verstanden, daß diese Ängste Teil der Wirklichkeit sind, ebenso wie das Königswasser, die Schwermetalle und die Cyanide. Wer sich aus „Unwissenheit“ ängstigt, empfiehlt Dr. Reisert, möge zu Hafner kommen und sich vor Ort informieren. Und überhaupt: „Gekrätzerei und Scheiderei kommen erst im zweiten Bauabschnitt“. Da haben die Wimshei­mer ja Zeit, sich zu gewöhnen. Und bis dahin sind auch die Vorschriften für den Betrieb von Störfallbetrieben wieder strenger als heute! Weshalb also nutzlose Ängste? Wimsheims „Gemeinderäte haben sich gut infor­miert“ und werden „die richtige Entscheidung treffen“, meint Dr. Reisert. Wozu ein Bürgerentscheid? Viel­leicht einfach nur deshalb, weil Wimsheims Bürger den Glauben daran verloren haben, daß ihr Gemein­derat unabhängig und kompetent entscheidet. Und bestimmt auch deshalb, weil es alle Wimsheimer etwas an­geht, wer auf ihrem Wimsheimer Grundstück baut, und was der selbsternannte Bauherr dort treibt. Wo Herr Dr. Reisert wohnt, und ob gelber Rauch ihn stört, darf er gerne selbst entscheiden. Viele Wimsheimer stören sich sehr an gelbem oder anders gefärbtem Rauch – und sie möchten gerne auf den Zuzug des Unter­neh­mens C. Hafner verzichten. Nein, Herr Dr. Reisert, C. Hafner ist in Wims­heim nicht willkommen. Wenn Sie’s nicht glauben wollen, fragen Sie die Wimsheimer doch einfach selbst, z.B. im Wege eines Bürger­entscheids!

 

 

Lesen Sie auf der homepage der Pforzheimer BERUFS-Feuerwehr Jahresbericht_2012_Vorlage.pdf, indem es u.a heisst:

„Größte Herausforderung stellte der Brand in einer Scheideanstalt im Brötzinger Tal am Ostermontag dar.

Hier mussten mehr als 100 Einsatzkräfte alarmiert werden um in elf stündiger Tätigkeit alle Gefahren zu beseitigen. 54 Atemschutzgeräte wurden verwendet, um die vorgehenden Trupps zu schützen.

Die Brandausdehnung auf den gesamten Gebäudekomplex konnte gerade noch verhindert, so dass…“

Lesen Sie auch die Seiten 21 und 22 im Jahresbericht 2012.pdf

Hier finden Sie u.a. „Gefahrguteinsatz in Scheideanstalt“  und “ Großbrand in Pforzheimer Galvanikbetrieb“

 

Sehen und lesen Sie auch hierzu:

 

Schauen Sie sich auch das Video über den Großeinsatz der Feuerwehr in Bretten an.
Beachten Sie hier die Ausführungen des leitenden Notarztes.

 

und hier:

Brand in Labor: Feuerwehr sichert Gefahrgut Artikel der PZ-News vom 8.Juli 2013