Glauben Sie nicht alles…

 

Glauben Sie nicht alles, was man Ihnen sagt und verlassen Sie sich auf Ihren gesunden Menschenverstand!

 

Liebe Mitbürger und Mitbürgerinnen!

Diesen guten Rat gab uns die Firma C.Hafner! Wir Wimsheimer sind dankbar dafür und nehmen ihn gerne mit folgenden Beispielen an: 

 

Wenn man uns sagt, aus 30m hohen Schornsteinen komme nur heiße Luft, so glauben wir es nicht, denn:

 

  • Die Höhe der Schornsteine richtet sich u.a. nach der Menge und der Art der Schadstoffe, die mit dem Abgasstrom in die Atmosphäre hinausströmen;

  • Zweck jedes Schornsteins ist die Verteilung der Ab- und Rauchgase auf die Umgebung;

  • kein Unternehmen leistet sich teure Schornsteine, um einfach nur Luft in die Umgebung zu blasen. 

Wenn man uns sagt, die in den Betriebsräumen von Hafner gelagerten oder verwendeten Stoffe seien unschädlich oder harmlos, so glauben wir es nicht, denn:

  • Konzentrierte Säuren, darunter das gefährliche Königswasser, verlangen bei ihrer Lagerung und Verwendung allerhöchste Sorgfalt. Jede Nachlässigkeit hat schlimme Folgen für die betroffenen Mitarbeiter und für die Umgebung;

  • Kalium- und Natriumcyanide sind Salze der hochgiftigen und alles Leben bedrohenden Blausäure (Cyanwasserstoff). Auch sie sind giftig und dürfen keinesfalls in die umgebenden Lebenskreisläufe gelangen. Schon geringe Mengen, gelöst im Wasser des Grenzbachs, würde alles Leben dort vernichten.

 

Wenn man uns sagt, Hafner verarbeite keine schädlichen Schwermetalle so glauben wir es nicht, denn:

  • Angelieferter und edelmetallhaltiger Abfall setzt sich aus unterschiedlichsten Stoffmischungen zusammen und wird vor der Verarbeitung nicht systematisch auf seine Stoffzusammensetzung geprüft. Je nach Herkunft können die Schwermetalle Blei, Quecksilber, Cadmium u.a. enthalten sein. Trotz Filterung gelangen Teile davon in den Abgasstrom und entweichen durch die Schornsteine in die Atmosphäre, von wo sie sich dann auf der Erde niederschlagen. Auch wenn die Konzentration dieser Stoffe im Abgasstrom gering sein mag, reichern sich diese Stoffe in den Böden der Umgebung über die Jahre an und belasten Menschen, Tiere und Pflanzen. Natürlich nehmen wir sie mit der Nahrung auf.

 

Wenn man uns sagt, die moderne Sicherheitstechnik und strenge Vorschriften in Deutschland verhinderten Störfälle oder machten sie unwahrscheinlich, so glauben wir es nicht, denn:

  • Die Statistiken und Einsatzberichte der Feuerwehren und Rettungsdienste zeigen die Wirklichkeit. Einsätze bei Chemieunfällen und Bränden in chemischen Betrieben gehören zum Alltag der Pforzheimer Berufsfeuerwehr. Lesen Sie im Internetportal der Stadt Pforzheim, Rubrik Feuerwehr, wie oft und zu welchen Einsätzen die Berufsfeuerwehr in den vergangenen 10 Jahren gerufen wurde. Nicht wenige Alarme kamen aus Produktionsbetrieben und Lagerstätten, die gefährliche chemische Stoffe verwenden, lagern oder transportieren.

  • Immer wieder lesen wir in der Zeitung, daß sich in technischen Anlagen Unfälle vielfältigster Art ereignen, die den zusätzlichen Einsatz von Rettungsdiensten erfordern, weil die Situation vom Betriebspersonal nicht mehr beherrscht wird. Nicht selten kommt es zu Explosionen und Bränden, bei denen Mitarbeiter zu Schaden kommen und durch die auch die Retter selbst hohen Risiken für Gesundheit und Leben ausgesetzt sind. Das ist der Grund, weshalb Betriebe mit erhöhtem Gefährdungspotential in eine industrielle Umgebung gehören, wo professionelle Dienste zur Gefahrenabwehr (Polizei, Feuerwehr, Kliniken) vor Ort sind. In der Industriestadt Pforzheim ist all das gegeben, in einem Dorf wie Wimsheim nicht. Pforzheim verfügt auf Grund seiner Geschichte über große industrielle Erfahrung, die notwendige Infrastruktur, eingespielte Dienste für die Sicherheit, die Ver- und Entsorgung. Wimsheim ist ein Wohndorf mit etwas Gewerbe und einer einzigen Fabrik, von der kaum Gefahren ausgehen, zumindest in der gegenwärtigen Ausbaustufe. Ein Industriebetrieb wie C. Hafner würde Wimsheim in vieler Hinsicht überfordern.

 

Stichwort: Dorffrieden

Die Firma C.Hafner sucht einen neuen Standort und glaubt, diesen in Wimsheim gefunden zu haben. In ihrem offenen Brief an uns Wimsheimer beklagt sie selbst die Störung des Dorffriedens, nennt als Verursacher aber fälschlicherweise die Gegner ihrer Ansiedlungspläne. Sie verkennt, dass sie selbst und ihre unbeirrt fortgesetzten Planungen die Ursache für den Streit im Ort sind. Die Firma C.Hafner übersieht, dass die Ängste der vielen Bürger real und wohlbegründet sind. Ursache ist C.Hafner, die Ängste sind die Folge. Wer das leugnet, versteht die Logik nicht. Wimsheim ist unser Dorf, in dem wir leben und das wir vor Gefahren schützen wollen – und dürfen. Wenn weit mehr als 825 mündige Bürger durch ihre Unterschrift bezeugen, daß sie einen Betrieb wie C.Hafner am Ort nicht wollen, müsste die Firma von ihren Plänen abrücken.

 

Stichwort: Einladungen zum Besuch

Am 23.4.2013 hat die Leitung der BI die Gesellschafter der C.Hafner GmbH+Co.KG persönlich und offiziell  angeschrieben und auf die Eskalation der Stimmung in Wimsheim eindringlich hingewiesen. Dieser Brief ist bis heute nicht beantwortet worden. Stattdessen gingen uns mehrfach Einladungen zu einem Besuch der Firma zu, die wir ablehnten, weil sie uns anfänglich über Mittelsmänner zugetragen wurden oder weil sie nicht den selbstverständlichen Gepflogenheiten, z.B. die Vorlage einer Agenda und die Nennung der vor-gesehenen Teilnehmer, entsprach. Erst die letzte Einladung erschien uns seriös, sie erreichte uns allerdings erst spät am Vorabend des 4.6.2013, dem Tag der Einreichung unseres Bürgerbegehrens. Die Einladung kam also zu spät. Die Weichen waren bereits in eine andere Richtung gestellt.

 

Stichwort: Emissionen

Nicht die BI bezeichnet C.Hafner als „erheblich belästigenden Gewerbebetrieb“, sondern das Bundes-Immissionsschutzgesetz (BimSchG) nennt so eine Industrieanlage in der Art, wie sie von C.Hafner in Breitloh-West geplant ist. Unsere Risikoabschätzung für unser Dorf fußt selbstverständlich auf Grenzwerten für die Zulässigkeit von Emissionen, die in einem allgemein anerkannten technischen Regelwerk (z.B.  TA-Luft / Technische Anleitung Luft) festgelegt sind und im Bericht des TÜV-Süd auf die Pläne von C.Hafner angewendet wurden – übrigens im Auftrag von C.Hafner. Unsere Experten sind bei ihren Berechnungen von diesen Grenzwerten ausgegangen und wurden von dem anerkannten Umweltberater, Dr. rer. nat. Peter-Michael Valet, einem Mitverfasser der TA-Luft, unterstützt. Selbst wenn zukünftig C.Hafner mit seinen Emissionen unter den Grenzwerten bliebe – was wir weder untersuchen noch bestätigen können – wird das Risiko durch diese Grenzwerte bestimmt, weil C.Hafner den Rahmen vollständig ausschöpfen darf.

 

Stichwort: Langfristige Unternehmensplanung

Angesichts des Umfangs der geplanten Investitionen, wie sie für Wimsheim wohl geplant sind, muss C.Hafner zumindest eine Vision von seinen zukünftigen Geschäftsfeldern haben. Die seit Jahren stetig ab-nehmende Sparte Schmuck wird an Bedeutung weiter verlieren. Die heute schon bedienten Bereiche Edelmetall-Halbzeuge und spezielle Sonderteile etwa für Implantate können sicher weiter wachsen. Aus diesen Bereichen werden sich zukünftig vermehrt Möglichkeiten für das Recycling ergeben. Ob sich C.Hafner der Edelmetall-Rückgewinnung aus der Massenelektronik widmen wollte, ist wenig wahrscheinlich. Eher interessant dürfte das Recycling aus hochwertigen Komponenten der Sensor- und Messtechnik sein, wo der Edelmetallanteil um Vieles höher ist als im Massenschrott. Dies bedeutet aber dennoch, dass C.Hafner weiterhin ein starkes Standbein in der Rückgewinnung seltener Edelmetalle beibehalten oder sogar noch steigern wird. Die verwendete Technologie führt wohl auch in Zukunft über thermische und chemische Verfahren, die heute mit den Fachbegriffen „Veraschung“ und „Scheidung“ gekennzeichnet sind.

 

Stichwort: Die Zukunft Wimsheims

Wimsheims Zukunft ist die Zukunft der Wimsheimer. Wir wissen, dass unser materieller Wohlstand aus Gewerbe und Industrie herrührt. Natürlich wünschen wir uns nicht mehr das harte und entbehrungsreiche Leben früherer Generationen zurück. Aber als phantasie- und vernunftbegabte Menschen kennen wir den Unterschied zwischen hemmungsloser Industrialisierung, die das Lebensumfeld zerstört, und maßvoller Ansiedlung schonender, aufs Land passender Gewerbebetriebe. Wir wollen unsere vertraute Landschaft des uns ans Herz gewachsenen Heckengäus für uns und unsere Nachkommen so gut und schön wie möglich bewahren. Wenn wir auch wissen, dass Wimsheim keine Idylle mehr ist, wenn es das je war, so ist es doch unser Dorf, in dem wir gerne weiterhin nach unseren Vorstellungen leben möchten, vielleicht sogar auch ohne übertriebene materielle Ansprüche. Dazu brauchen wir keinen störenden Industriebetrieb. Und überdimensionale Schornsteine sind das letzte, was wir uns zu unserem Glück wünschen.